Wer Capri besucht hat, kennt seine Villa, und manchen ist er als Romanheld wider Willen aus Roger Peyrefittes Exil in Capri ein Begriff: Jacques d’Adelswärd-Fersen (1880–1923). Als Autor von Romanen und vor allem Gedichten heute weitgehend vergessen, ist mit seinem Namen nicht nur die Villa Lysis verbunden, sondern vor allem ein Skandal: 1903 wurde der junge Jacques wegen „Verleitung von Minderjährigen zu Ausschweifungen“ verhaftet und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Zusammen mit Freunden hatte er erotische „Lebende Bilder“ inszeniert, die in der Presse als Schwarze Messen skandalisiert wurden. Als Pariser Dandy und als markante Figur der „homosexuellen Kolonie“ auf Capri wurde er selbst zu einer literarischen Gestalt.
Wolfram Setz führt unterhaltsam in Leben und Werk Fersens ein, mit historischem Filmmaterial über die Villa Lysis, Vertonungen von Gedichten des Dandypoeten – und Fersens Roman Lord Lyllian von 1905, der jetzt erstmals auf deutsch erscheint.