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Queer Kitchen: So schlimm war’s noch nie?

3. Dezember 2017 19:00

So schlimm war’s noch nie?
Zur aktuellen Debatte um lesbische Unsichtbarkeit

Manche sagen, dass die 80er Jahre nur toll finden kann, wer nicht dabei war. Und irgendwie stimmt das auch, aber unsichtbar waren Lesben damals nicht. Es gab eine dichte Infrastruktur, Diskotheken und Kneipen, Buchläden und Zeitschriften, Demos wie die legendären Walpurgisnacht-Aktionen mit bundesweit zehntausenden von Teilnehmerinnen oder große Veranstaltungen wie die Lesbenwochen in Berlin, bei denen sich Aktivistinnen aus der ganzen Republik alljährlich die Köpfe heiß redeten. Heute steht das große L zwar vornehm an erster Stelle des Akronyms LSBTIQ*, doch wenn das mehr als Kosmetik wäre, wären Bücher, die „für mehr lesbische Sichtbarkeit“ werben, wie der unlängst von Stephanie Kuhnen herausgegebene vieldiskutierte Band „Lesben raus!“, ja wahrscheinlich Ladenhüterin.

Warum aber ist die gleichstellungspolitische Bilanz der schwullesbischen Bündnisse, in die die bis in die 1990er Jahre hinein separat agierenden Schwulen- und feministischen Lesbenbewegungen mehr und mehr zusammenfielen, so lausig? Warum sind Lesben immer noch „unsichtbar“ oder vielleicht sogar unsichtbarer als je zuvor? Kann es sein, dass das Bündnis mit den Schwulen ursächlich dafür ist, weil die feministische Kritik der Geschlechterhierarchie, die das zentrale Moment der Lesbenbewegung war, mehr oder weniger entsorgt wurde? Oder ist alles ganz anders und kontrollieren die Lesben längst den Diskurs, ersticken kritische Debatten mit autoritären Sprechverboten und dominieren wichtige Institutionen wie das Schwule Museum* oder die Siegessäule, wie viele Schwule zu denken scheinen? Ziemlich kompliziert alles und viel Stoff für spannende Diskussionen mit einem Input von Birgit Bosold.

Eintritt frei! Facebook-Veranstaltung