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Queer Psychoactivity: Switching Frameworks

4. Juni 2025 18:00

Warum konsumieren queere Menschen Drogen? Und was verrät dieser Konsum über queere Lebensrealitäten, Handlungsmacht und Weltgestaltung? In diesem Abend voller kritischer Perspektiven und anregender Diskussionen lädt das Schwule Museum zur Veranstaltung „Queer Psychoactivity: Switching Frameworks“ mit Prof. Kane Race (University of Sydney) und Dr. Fay Dennis (Goldsmiths, University of London) ein.

Ausgangspunkt ist eine Keynote von Prof. Race, der mit seinem Konzept der Disinhibition („Enthemmung“) etablierte medizinische und psychologische Erklärungen von queerer Drogenverwendung hinterfragt. Statt pathologisierender Lesarten – etwa der Selbstmedikation als Reaktion auf Marginalisierung – rückt Race eine andere Dimension in den Vordergrund: Drogengebrauch als bewusste, kreative Unterbrechung heteronormativer Ordnungen. Substanzen werden hier nicht als Fluchtmittel, sondern als Werkzeuge verstanden, mit denen queere Menschen Räume für Intimität, Freude, Begehren, Tanz, Zärtlichkeit und andere „kleine Vergehen“ erschließen – mit dem Potenzial, alternative Welten und Selbstverhältnisse zu erproben.

Doch auch das Konzept der Disinhibition bleibt ambivalent. Race diskutiert kritisch, wie es tief verankerte binäre Denkmuster (Vernunft vs. Rausch, Ordnung vs. Chaos, Kontrolle vs. Kontrollverlust) reaktivieren kann und unbeabsichtigt das stereotype Bild der „unverantwortlichen“ Drogenkonsument*innen stützt. In seiner Keynote fragt er daher: Welche anderen Rahmen und Begriffe brauchen wir, um queere psychoaktive Praktiken zu verstehen – jenseits von Pathologisierung und Befreiungsrhetorik? Wie könnten ästhetische, relationale oder prozessuale Perspektiven neue Sichtweisen auf queere Subjektivität eröffnen?

Im Anschluss an den Vortrag tritt Prof. Race in den Dialog mit Dr. Fay Dennis, die in ihrer Forschung zu Drogen, Körpern und queeren Erfahrungen eigene kritische Zugänge entwickelt hat. Gemeinsam eröffnen sie ein Gespräch über Drogen als Methoden des Queer-Seins – und über das Wechseln von Denkrahmen, das solche Methoden ermöglichen.

Die Veranstaltung findet in englischer Lautsprache statt. Eintritt: frei

Eine Kooperation des DFG-geförderten Projekts „PrEP-Intimitäten in Berlin“ (Institut für Sozial- und Kulturanthropologie, Freie Universität Berlin) und dem Schwulen Museum.