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Reconnective Cruising™

20. Juli 2017 19:00

Mehrmals im Laufe des Ausstellungszeitraums wird Daniel Bernhard Cremer (aka GAIABOI, seine ökosexuelle Hippie-Persona) körperlich anwesend und als Teil der Ausstellung zu besichtigen sein. Seine Präsenz als lebendes Exponat im Schwulen Museum* dient dabei augenscheinlich dem Zweck, die schwulen Kulturtechniken des „Cruising“ zu demonstrieren und zugleich allen Besucher_innen von Odarodle die Möglichkeit intimer Begegnung anzubieten. Ähnlich wie ein Komparse in einem folkloristischen Freilichtmuseum oder das lebende Schaustück einer ethnologischen Sammlung, wird GAIABOI symbolische Gesten und Formen sozialen Austauschs auf eine Weise performen, die so sehr Authentizität behauptet wie sie fiktional ist. Seine offensichtlich verkörperte Positionierung als weiß, cis-männlich, Deutsch und möglicherweise schwul übertreibt dabei die Positionierung des unterstellten „Subjekts“ des Schwulen Museums* selbst, was als eine nicht unbeabsichtigte Problematisierung einer Repräsentatierbarkeit des „Anderen“ impliziert. Durch die Betonung der grundsätzlichen Fiktionalität des ethnologischen Blicks und das Spiel mit den Kraftverhältnissen von „Schauen und Angeschaut-Werden“, nimmt sich GAIABOI nicht nur vor, schwules „Cruising“ als sexuell vieldeutige Performance nachzubilden, sondern erprobt zugleich eine Neudefinition dessen, was intime Begegnung und Austausch zwischen Fremden bedeuten kann – ganz seinem persönlichen Wunsch folgend, ein „Walking Retreat Center“ zu werden. 100% Anonym und Diskret, 100% Bedingungslos!

Daniel Bernhard Cremer / GAIABOI (1983, Mönchengladbach, Westdeutschland) arbeitet als Autor, Performer und Regisseur. Als Regisseur inszenierte er Opern, gestaltete kollektiv erdachte Theaterstücke mit und initiierte partizipatorische Projekte. Nachdem er zwischen 2010 und 2014 eine Serie performativer Simulationen unter dem Label TALKING STRAIGHT herausbrachte, wurde er eines der Gründungsmitglieder der gleichnamigen Theatergruppe, mit der er bis Ende 2016 arbeitete. Mit TALKING STRAIGHT trat er am Studio R / Maxim-Gorki-Theater, Theater Neumarkt Zürich, an den Münchner Kammerspielen und dem „Stückemarkt“ des Berliner Theatertreffens auf. Solo-Performances wurden u.a. am Theater Bremen, dem Theater Basel und in der Berlinische Galerie, der Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen und der nGbK Berlin (Christopher Street Denial, 2014) gezeigt. Seinem Interesse folgend, neue Ausdrucksformen sexueller Lust und Intimität zu schaffen, sieht Daniel sich als Teil der ökosexuellen Bewegung, einer Strömung in der zeitgenössischen Kunst und Sexualitätspolitik, die die Erde als Geliebte_n ansieht und darauf abzielt, neue Praktiken zu erfinden, mit der Natur und miteinander in Verbindung zu sein. Mit dem Künstlerinnen/Aktivistinnen-Paar Annie Sprinkle und Beth Stephens, die diese Bewegung stark inspiriert haben, kollaborierte er kürzlich bei der documenta 14 in Kassel, wo er als Performer und Ko-Regisseur an der „Ecosexual Walking Tour“ der beiden Künstlerinnen teilnahm und in ihrer Performance „Sidewalk Sex Clinic“ kostenlose ökosexuelle Beratung anbot. Seine nächste Soloshow, „BORN TO MAKE YOU HAPPY“, wird am 16. September 2017 am Mousonturm in Frankfurt (Main) Premiere haben, als Teil des Musikfests Fankfurt.

20.07. 19:00-End; 21.07.2017 14-18 Uhr; 22.07.2017 14-19 Uhr;

Diese Veranstaltung ist Teil des öffentlichen Begleitprogrammes des Ausstellungsprojektes »Odarodle- Sittengeschichte eines Naturmysteriums, 1535-2017«, welches vom 21. Juli zum 16. Oktober 2017 im Schwulen Museum* läuft. »Odarodle« wird gefördert im Programm Fellowship Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes. Präsentiert von SIEGESSÄULE – we are queer Berlin.