Das Schwule Museum* zeigt im Rahmen der Ausstellung „Queer City: Geschichten aus São Paulo“ den preisgekrönten Dokumentarfilm von Lufe Steffen und lädt zur Diskussion.
„São Paulo in Hi-Fi“ fängt die queere Szene der 1960er bis 80er Jahre der Metropole ein. Der Titel stammt von einem der ersten schwulen Clubs der Stadt , es ist auch der Name eines beliebten brasilianischen Wodka-Orangensaft-Cocktails, der dort serviert wurde. Obwohl die Zeit, die der Film behandelt, mit der Militärdiktatur kollidiert, ist die Ära fürs Aufblühen einer offenen LGBTIQ*-Szene bekannt: Es gab erstmals große Drag Shows, schwul-lesbische Diskotheken wie man sie aus New York kannte, Cruising-Bars und die ersten politischen LGBTIQ*-Demonstrationen, außerdem entstand eine aktivistische LGBTIQ*-Presse.
Man sieht im Film, wie die queere Szene aus der Innenstadt in die exklusiveren Viertel abwanderte. Ein Trend, der sich erst in den 2010wer Jahren umkehrte. Wegen der High-Society-Kundschaft wurden viele der Cluns legendär: Medieval, Nostro Mundo, Homo Sapiens und Village.
Als in den 1980er Jahren die Militärdiktatur zusammenbrach, brach auch Hoffnung auf ein besseres und liberalendes queeres Leben zusammen mit der Ausbreitung von HIV/Aids in Brasilien. Fast alle diese Clubs wurden geschlossen. Sie hatten bis dahin LGBTIQ*-Menschen eine Zuflucht geboten: denn auf der Straße und von ihren eigenen Familien wurden sie ausgegrenzt, teils sogar ermordet. Viele der Zeitzeug_innen im Film beschreiben São Paulo vor 1990 als „Goldene Ära“ – und sehen die heutige politisierte LGBTIQ*-Szene als vollkommen „unglamourös“ an.