Ein Antiquitätenhändler im Nachkriegsdeutschland verliebt sich in einen jungen Mann und wird deshalb von dessen Eltern vor Gericht gezerrt: Knapp 40 Jahre nach Richard Oswalds bahnbrechendem Schwulenfilm „Anders als die Andern“ versuchte sich im Jahr 1957 erstmals wieder ein deutschsprachiger Film mit dem Paragrafen §175 auseinanderzusetzen. Ausgerechnet Goebbels Lieblingsregisseur Veit Harlan, der im Zweiten Weltkrieg mit „Jud Süß“ einen der perfidesten antisemitischen Nazi-Propagandafilme überhaupt geschaffen hatte, wollte nun unter der wissenschaftlichen Beratung des schwulen Sexualforschers Hans Giese ein filmisches Plädoyer für die Abschaffung des Anti-Homosexuellen-Paragrafen vorlegen. Die erste Fassung mit dem Titel „Das dritte Geschlecht“ war der deutschen Filmprüfstelle FSK allerdings zu schwulenfreundlich und bekam mit dem Hinweis auf das „sittliche Empfinden des Volkes“ in Deutschland keine Altersfreigabe – sodass Harlan einige Szenen neu drehte, andere wegließ und mit „Anders als du und ich“ nun einen Film herausbrachte, der bis heute vielen als homophober Hassfilm gilt.
Was ist da passiert? Mit einer besonderen Filmvorführung und anschließenden Diskussion versucht Kurator Wolfgang Theis die komplizierte Geschichte eines verhassten Skandalfilms von einem geächteten Filmemacher nachzuvollziehen und mit dem weitgehend geliebten Klassiker „Anders als die Andern“ in Relation zu setzen. Neben der finalen Fassung zeigen wir an diesem Abend auch einige Szenen aus der Originalversion, die seinerzeit nur in Österreich herauskam und heute nicht mehr in Gänze erhalten ist.
Ab 19 Uhr im Café des Schwulen Museums, Eintritt 4 Euro. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.