Simone de Beauvoir schrieb 1950 den zu ihren Lebzeiten unveröffentlichte autofiktionale Roman „Die Unzertrennlichen“. Dieser wurde erst 2020 in Frankreich und 2021 in Deutschland veröffentlicht. Wir nehmen das Erscheinen als schönen Anlass, um über das Vermeiden von Schubladen wie lesbisch oder bisexuell, lebenswichtige Frauenfreundschaften und die gesellschaftspolitischen Dimensionen sozialer Anerkennung von Sexualitäten, Geschlechtern und Identitäten zu sprechen. Vielleicht gibt der Roman auch Antworten auf die Frage, wie Frauen zu Frauen „gemacht“ werden. Natürlich wird gelesen und diskutiert, vielleicht gestritten, womöglich kunstvoll.
Die Übersetzerin des Romans Amelie Thoma wird lesen, kommentieren und über den Übersetzungsprozess sprechen. Julia Korbik wird Passagen aus ihrem Buch „Oh, Simone“ vortragen und aus ihren Erfahrungen mit der französischen Rezeption berichten. Fragen, Beiträge und Kommentare aus dem Publikum sind selbstverständlich sehr willkommen.
Eine Veranstaltung mit der Beauvoir-Übersetzerin Amelie Thoma und der Beauvoir-Kennerin Julia Korbik, moderiert von der leidenschaftlichen Leserin Kerstin Lück. In Kooperation mit dem Instituts français, Berlin. Eintritt: 4€. 3G-Nachweis erforderlich. In deutscher Lautsprache.
Die Veranstaltung geht aus einer langjährigen Auseinandersetzung mit Simone de Beauvoir und der Ausstellung „Simone de Beauvoir lesen!“ im Schwulen Museum im Jahr 2017 hervor.
Biografien
Julia Korbik (*1988) lebt als Autorin und Journalistin in Berlin. Sie schreibt vor allem über Politik und Popkultur aus feministischer Sicht. Korbik ist Autorin mehrerer Bücher, darunter „Oh, Simone! Warum wir Beauvoir wiederentdecken sollten“ (Rowohlt) und „Bonjour Liberté. Françoise Sagan und der Aufbruch in die Freiheit“ (Hanser Berlin). 2018 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Luise-Büchner-Preis für Publizistik ausgezeichnet.
Amelie Thoma (*1970) arbeitete viele Jahre als Verlagslektorin, ehe sie die Übersetzerinnenlaufbahn einschlug. Neben Leïla Slimanis Romanen und Essays übertrug sie unter anderem Texte von Françoise Sagan, Simone de Beauvoir und Eve Ensler sowie die Jugendreihen »Die Spiegelreisende« und »Die Stadt ohne Wind« ins Deutsche, die ebenfalls um starke, eigenwillige Mädchenfiguren kreisen.
Kerstin Lück (*1963) arbeitet seit über 25 Jahren als Mediatorin und Konfliktmoderatorin. Ehrenamtlich moderiert sie die MVs des Schwulen Museums, wo es oft hoch hergeht. Als junge Frau las sie erst auf deutsch und dann voller Begeisterung auf französisch Le deuxième Sexe von de Beauvoir und hat sich die schöne Ausstellung im Schwulen Museum 2017 angeschaut. Sie freut sich auf eine spannende Diskussion und bringt interessante Fragen zur Identitätspolitik mit.