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Symposium: Mein Kamerad – Die Diva

8. November 2014 10:00

 

Im Rahmen des Projekts MEIN KAMERAD – DIE DIVA veranstaltet das Schwule Museum* am 8. November 2014 ein Symposium im Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

Das Projekt widmet sich anlässlich des 100sten Gedenkjahres des Ersten Weltkriegs mit einer Ausstellung (5. September bis 30. November im Schwulen Museum*), einer Publikation und einem Symposium dem Thema: Theater an der Front und in Gefangenenlagern des Ersten Weltkriegs.

Das Theaterspiel bot für die Kriegsgefangenen und Soldaten des Ersten Weltkriegs nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch die Möglichkeit, das Grauen der Fronterlebnisse für eine kurze Zeit zu vergessen. Damenimitatoren gehörten in jedem Gefangenen- und Fronttheater dazu. Das Spiel mit den Rollen brachte so auch „die Frau“ in das Leben nahezu isolierter Männergesellschaften – ausgewählte Gefangene und Soldaten wurden im Damenfach häufig als Stars gefeiert.

Das Symposium widmet sich den Fragen des Themas in wissenschaftlicher Vertiefung. Es verortet das weit verbreitete Phänomen der Damendarsteller in Theatern an der Front und in Gefangenenlagern während des Ersten Weltkriegs – auch in kultureller und geschlechterpolitischer Hinsicht. Es fragt, welche Rolle das Theaterspiel und darin speziell das Spiel mit den Geschlechterrollen für Soldaten und Gefangene zwischen Ablenkung, Unterhaltung und Verdrängung übernahm. Welche neuen Begehrensmuster und Identitäten regte dieses Spiel an? Wie weit reichte es in den Front- und Lageralltag bzw. in die Nachkriegsgesellschaft hinein? Spiegelte die Travestie in den Kriegstheatern die im Weltkrieg in Bewegung geratenen gesellschaftlichen Geschlechterrollen?

Das Symposium zeichnet nach, welche eigenen Regeln für den Umgang mit dem Mangel an real anwesenden Frauen und mit den imaginierten „Damen“ in den Lagern entworfen wurden. Es eruiert, in welchen anderen Diskursen der Zeit die nicht selten als „Diva“ verehrten Damendarsteller erschienen – etwa in medizinischen, sexualtheoretischen oder juristischen Debatten. In welchen Zusammenhängen und Medien setzte sich dieses Phänomen nach Kriegsende fort? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie sich die historische Szenerie der Damenimitation zur heutigen Geschlechterforschung und Geschlechterpolitik verhält.

Das Projekt wird vom Hauptstadtkulturfonds finanziert und findet in Kooperation mit der Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln, der Deutsche Kinemathek — Museum für Film und Fernsehen, der Theaterkunst GmbH und dem Theaterverlag — Friedrich Berlin GmbH statt. Das Symposium findet in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin zu Berlin statt.

Idee, Konzeption und Projektleitung: Anke Vetter

Co-Konzeption und Organisation des Symposiums: Julia B. Köhne, Britta Lange

Wissenschaftliche Beratung: Katja Koblitz

Mitarbeit Organisation: Florence Galtier d’Auriac, Ulrike Heringer, Sebastian Rose

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Ort: Institut für Kulturwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, ‚Medientheater‘, Georgenstraße 47, 10117 Berlin, Erdgeschoss (S-Bahnhof: Friedrichstraße).

Termin: 8. November 2014, 10:00 Uhr bis ca. 20:00Uhr

Der Eintritt ist frei. Um Voranmeldung wird gebeten: symposium.kamerad.diva@freenet.de

Weitere Informationen unter: www.kamerad-diva.de

Programm:

10.00 – 11.00 Begrüßung und Einführung in die Thematik

Wolfgang Theis, Vorstand des Schwulen Museums* (Berlin)

Katja Koblitz (Berlin), Anke Vetter (Berlin)

Julia B. Köhne, PD PD Dr. (Berlin), Britta Lange, PD Dr. (Berlin)

11.00 – 12.00

Jason Crouthamel, PhD, Associate Professor für Geschichte an der Grand Valley State University in Grand Rapids, Michigan

Cross-Dressing, Kameradschaft und Homosexualität im deutschen Heer während des Ersten Weltkriegs

12:00 – 13:00

Eva Krivanec, Dr. phil., Humboldt Post-Doc Fellow am Institut für Deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin.

Travestie an der Front. Das Fronttheater und die Transgression von Geschlechterordnungen im Ersten Weltkrieg

13.00 – 14.30 Mittagspause

14.30 – 15.30

Peter W. Marx, Prof. Dr., Professor für Theater- und Medienwissenschaft am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln sowie Direktor der Theaterwissenschaftlichen Sammlung.

„Das [sic!] Kampfbereich war der Schauplatz der Damendarsteller.“ Spannungsverhältnisse des Kölner Kriegstheaterarchivs

15.30 – 16.30

Christoph Jahr, Dr. phil., Privatdozent am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Formen und Funktionen des Theaterspielens in den Zivilinternierungslagern des Ersten Weltkriegs: Das Beispiel Ruhleben

16.30 – 17.00 Kaffeepause

17.00 – 18.00

Iris Rachamimov, Dr., Department of History der Tel Aviv University Neuere Geschichte Mittel- und Osteuropas

„Er war für die Gefangenen, was er darstellte.“ Geschlechtertransgressionen in Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs

19.00     Abschluss

Führung durch die Ausstellung und kleiner Empfang im Schwulen Museum* (begrenzte Teilnehmerzahl)