Queer-theoretische Beschreibungen von Intimität sind immer auch von Blicken auf Kunst, Literatur und Psychoanalyse geprägt. In diesem Kontext gilt Tim Dean’s Buch Unlimited Intimacy: Reflections on the Subculture of Barebacking aus dem jähr 2009 noch heute als entscheidende Wende: Die bis dahin weitgehend geächtete Praxis von kondomlosem Sex und sogenanntem „Breeding“ erklärte der britische Philosoph zu einem Raum der Neuerfindung von Community und Ethik. In den vergangenen zehn Jahren hat sich Dean intensiv mit Fragen von Infektion, pharmazeutischer Macht und den damit einhergehenden Selbst- und Gesellschaftsbildern beschäftigt – um sich nun mit den Folgen einer neuen Pandemie auf queere Sexualität auseinanderzusetzen. Der Titel seines Vortrag „How to have Sex in a Pandemic” ist deswegen auch kein zufälliges Echo von Douglas Crimp’s wegweisendem Essay über AIDS „How to Have Promiscuity in an Epidemic” aus dem Jahr 1987.
Der Vortrag wird am 26. April 2021 ab 19 Uhr live auf den Seiten von ICI-Berlin übertragen und findet in englischer Sprache statt. Im Anschluss diskutiert Dean mit ICI-Fellow Ben Nichols und SMU-Sammlungsleiter Peter Rehberg darüber, was globale Pandemien für queere Intimität bedeuten.