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Vernissage: Unboxed. Transgender im Schwulen Museum?

18. Januar 2019 19:00

Ist ein Schwules Museum ein guter Ort für eine Transgender-Sammlung? Zwischen den sehr viel größeren und besser erfassten Sammlungen des Schwulen Museums zur cis schwulen und zunehmend auch lesbischen und queeren Geschichte finden sich Archivalien, die unter den Stichworten Transsexualität, Transgender, Transvestitismus, Trans, “Transi” oder “Travestie” abgelegt wurden. Sie werfen viele Fragen auf. Unboxed ist eine Einladung an das Publikum, sich in die Erfassung von Archivalien mit Trans-Bezug einzubringen.
Die Ausstellung zeigt Archivmaterialien wie Fotos, Briefe, scrapbooks und Kunstwerke. Einige Objekte, wie z.B. jene aus dem Nachlass Charlotte von Mahlsdorf, sind gut dokumentiert. Andere Sammlungen haben keinerlei Dokumentation, so dass wir nichts über die gelebte Realität und Erfahrungen der abgebildeten Menschen wissen.

Unboxed zeigt diese Materialien, um die Archivpraxis des Schwulen Museums zu untersuchen. Wie sind die Objekte in die Sammlung gekommen? Wer entschied, dass sie aufbewahrt werden? Wie geht das Museum diskriminierungssensibel mit Leerstellen, Auslassungen und Unsichtbarkeiten um? Kann ein Museum Geschichten erzählen ohne entsprechende Objekte zu besitzen? Können Archive, also Orte in denen Bedeutung fest scheint und Menschen die “Wahrheit” suchen, herausgefordert werden, neue Stimmen und Perspektiven aufzunehmen?

Die Ausstellung gibt Besucher_innen Impulse, sowohl über eine Online-Plattform als auch in den Ausstellungsräumen direkt auf die ausgestellten Objekte zu reagieren und eigene Interpretationen einzubringen. Die gezeigten Objekte sind bisher aus einer Cis-Perspektive eingeordnet und interpretiert worden, und das gegenwärtige Projekt ist von einer Cis-Kuratorin und einem Cis-Kurator entwickelt worden. Wir hoffen daher, dass diese Ausstellung einen Ort für Trans*-Communities bietet, existierenden Strukturen am SMU zu widersprechen und in die gegenwärtige Archivpraxis einzugreifen. Diese Reaktionen und Dialoge werden in die derzeit stattfindende Neuerschließung der Transgender-Sammlungen eingehen.

Vernissage: Freitag, 18. January 2019, 19:00 Uhr

Kurator_innen: Rebecca Kahn und Sebastian Felten
Mit nachträglicher Intervention und Beratung durch: Zoya.
Projektmanagement: Anina Falasca

Dr. Sebastian Felten arbeitet als Historiker an der Universität Wien. In den vergangenen 12 Monaten hat er ehrenamtlich an der Erschließung von Trans-Archivalien am SMU mitgearbeitet.

Dr. Rebecca Kahn arbeitet als Forscherin in Digital Humanities am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft.