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Vortrag: Naked Opera

22. Januar 2015 19:00

Mit Kevin Clarke

Es war Linda Williams, die zuerst öffentlich darauf verwies, dass „altmodische“ (= klassische) Broadway Musicals strukturell den Abläufen von Pornofilmen entsprechen. Diese Abläufe entsprechen auch der Struktur vieler Barock- und Belcanto-Opern. Weswegen es vermutlich nicht überrascht, dass besonders viele schwule Pornographen eine ausgesprochene Liebe für Musicals und/oder Opern haben. Bei einigen geht diese Liebe so weit, dass sie ganze Opern in schwule Pornos umgewandelt haben, etwas Lucas Kazan mit seiner experimentellen Serie „Elisir d’amore“, „Cosí fan tutte“, „Pagliacci“ und „Cavalleria rusticana“.

Kevin Clarke schildert, wie stark bestimmte Formen des Musiktheaters von „pornographischen“ Elementen durchsetzt sind und warum sie deshalb einst so erfolgreich waren; es wird hier speziell um die Opéra Bouffe im Paris der 1860er Jahre gehen bzw. die Burlesque der 1870er Jahre in den USA und England, wo Prostitution, Porno, weibliche und schwule Emanzipation sowie Musik eine einzigartige Verbindung eingingen. Clarke stellt auch die Porno-Experimente von Lucas Kazan mit Filmausschnitten vor und beschreibt, warum sie so grandios gescheitert sind.

Kevin Clarke studierte in Berlin und Mailand Musikwissenschaft und Literaturgeschichte. Er promovierte an der FU Berlin zu Emmerich Kálmán und die transatlantische Operette. 2007 erschienen seine Bücher Glitter and be Gay: Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer sowie Im Weißen Rössl – Auf den Spuren eines Welterfolgs. 2010 kuratierte er die Ausstellung zu Erik Charell am Schwulen Museum* Berlin. Er leitet seit 2006 das Operetta Research Center Amsterdam, beschäftigt sich aber zwischendurch immer wieder mit schwuler Geschichte und LGBT-Themen. Er ist Autor von „Beards: An Unshaved History“, sowie „Porn: From Andy Warhol to X-Tube“.

Zutritt ab 18 Jahren.
Eintritt frei.

Der Vortrag findet auf Deutsch statt. // The lecture will be held in German.

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe „screening desire“ des LGBTI-Referats im Referent_innenRat der Humboldt-Universität zu Berlin statt.
www.lgbti-referat.de

Das vollständige Programm findet sich hier:
http://lgbti.blogsport.de/category/termine/

 

Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden , Hörsaal 2002, 10117 Berlin