Vortrag von R. Raj Rao (Universität Tübingen)
1861 fügte Lord Thomas Babbington Macaualay Paragraf 377 dem indischen Strafgesetzbuch hinzu. Dieser Abschnitt kriminalisierte „unnatürlichen Sex“, womit weitestgehend Anal- und Oralsex gemeint waren, welcher von homosexuellen Männern praktiziert wurde.
Folglich wurde es als Anti-Homosexuelles Gesetz gesehen. In Indien existiert das Gesetz noch immer, obwohl es in Großbritannien 1961 bereits abgeschafft wurde. Der Vortrag betrachtet die Rolle des Gesetzes im modernen Alltag Indiens, die Versuche schwuler Aktivisten und der Medien es aufzuheben, und den kurzen Strafaufschub zwischen Juli 2009 und Dezember 2013. In diesem Zeitraum „interpretierte“ das hohe Gericht in Delhi das Gesetz für einwilligende erwachsene Homosexuelle neu. Im Vortrag geht es außerdem um den Widerwillen der BJP Regierung und des obersten Gerichtshofs das Gesetz zu korrigieren, wie es von progressivem Denken vorgesehen würde.
R. Raj Rao lehrt gegenwärtig an der Universität Tübingen und ist Autor fiktionaler und nicht-fiktionaler Werke, Poet, Stückeschreiber und Aktivist. Unter vielen Büchern finden sich drei Romane, eine Sammlung Kurzgeschichten, vier Bände Poesie, eine Biographie, ein Buch mit Interviews mit homosexuellen Männern und Frauen, ein Buch mit Stücken und eine englische Übersetzung der Autobiographie der indischen Transgender(hijra)– Aktivistin Laxmi. Rao sieht sich als standardmäßigen Immigranten, da er in einem Land mit 30 beheimateten Sprachen auf englisch schreibt. Und er betrachtet sich als Flüchtling, weil er letztendlich als schwuler Mann in seinem eigenen Land Asyl sucht. Wenn sich Rao in Indien aufhält, lebt er in den Städten Bombay und Poona, in denen er unterrichtet.
Der Vortrag ist in englischer Sprache, die anschließende Diskussion wird zweisprachig und übersetzt. Das Event wird von der Zeitschrift MÄNNER präsentiert.