Die Präsentation des Lebens und Werks von Peter Kothe setzt unsere Ausstellungsreihe zum Thema Bühnenbild fort. Bisher wurden Paul Seltenhammer und Rochus Gliese gewürdigt, beide an Berliner Bühnen tätig und stilbildend. Mit Peter Kothe zeigen wir eine Künstlerbiographie, die in der DDR begann und sich in den frühen 1980er Jahren im Westen fortsetzte, u. a. als Ausstatter der Rosa-von-Praunheim-Filme Ich bin meine eigene Frau und Der Einstein des Sex.
Eigentlich war Peter Kothe ein Quereinsteiger. Nach dem Studium der Architektur startete er seine Bühnenbildkarriere beim Fernsehen der DDR. Aufträge aus der Provinz folgten. Ab 1977 arbeitete Kothe mehrfach im Kleist-Theater in Frankfurt an der Oder, im Elbe-Elster-Theater in Wittenberg und im Thomas Münzer Theater in Eisleben. Daneben gab es Einsätze in den Theatern in Anklam, Greifswald, im Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen oder beim Kabarett Kugelblitz in Magdeburg. Der große künstlerische Durchbruch blieb aus. Dafür bot die Provinz Möglichkeiten der Improvisation. Peter Kothes Professionalität wurde geschätzt. 1976 beantragte er, zur Erweiterung seines künstlerischen Horizontes, „Reisen ins kapitalistische Ausland“ die nicht genehmigt wurden. Seither stand er unter Beobachtung. Ausgebürgert wurde er am 22. 10. 1984.
Das Westberliner Arbeitsamt vermittelte ihn 1985 an die Städtischen Bühnen in Bielefeld, wo er bis 1988 angestellt war. Die durch die friedliche Revolution in der DDR angestoßene Widervereinigung brachte die alten Wirkungsstätten zurück. Ab 1988 arbeitete Peter Kothe freiberuflich von Berlin aus. Dank der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Peter Kothe 1996 Teile seiner künstlerischen Arbeiten übergab, kann das Schwule Museum* seinen Werdegang als Bühnenbildner vorstellen. Peter Kothe bediente alle Sparten des ost- wie westdeutschen Stadttheaters: vom Kindertheater über das Sprechtheater bis zur Oper und Operette. Bei Rosa von Praunheim war er bei den beieden erwähnten Filmen für Kostüme und Ausstattung verantwortlich.
Die Übergabe des Nachlasses durch seinen Lebensgefährten Wolfgang Schulze an das Schwule Museum*, ermöglicht die Rekonstruktion eines Lebens in und zwischen den beiden deutschen Nachkriegsstaaten. Sein schwules Leben ist seit den späten 1950er Jahren mit Fotos von Herbert Tobias und privaten Schnappschüssen aus der Ostberliner und später der Westberliner Subkultur dokumentiert. Hinzu kommen Kostümfragmente und vor allem fantasievolle Hüte, die Peter Kothe zu Anlässen wie Familienfeiern, Straßenfesten, auf Christopher Street Demonstrationen und bei Faschingsfeten der queeren Subkultur trug. Erhalten haben sich Zeugnisse von der Grundschule, der Humboldt-Oberschule in Potsdam, der Tanzschule und der Universität bis hin zu Urkunden als Bestarbeiter und Dankschreiben verschiedener Wirkungsstätten. Er versuchte sich in den 1970er Jahren als Modell, illustrierte Kinderbücher und war in der nichtkonformen Künstlerszene zu hause. Die Dokumente seiner Ausbürgerung und des Neuanfangs als Flüchtling in Westberlin erzählen eine damals fast alltägliche Geschichte staatlicher Bevormundung.
Das Schwule Museum* hatte Peter Kothe eine Hommage versprochen. Seit Jahren stand er mit unterschiedlichen Kuratoren in Kontakt. Leider blieben diese Ansätze stecken. 2015 traf sich Wolfgang Theis mit ihm, um das Projekt vorzubereiten. Nach zwei Treffen wurde Peter Kothe ins Krankenhaus eingeliefert und starb am 23. August 2015.
Bühnenbild: Peter Kothe. Ein ostwestdeutsches Leben ist eine Ausstellung des Schwulen Museums* in Kooperation mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin und wird von Wolfgang Theis kuratiert. Sie wird vom 15. Juli bis zum 17. Oktober im Schwulen Museum* zu sehen sein.