Die Ausstellung und die mit ihr einhergehende Veranstaltungsreihe will Fragen stellen, welche die Vermittelbarkeit von komplexen gesellschaftlichen Phänomenen betreffen und Probleme aufzeigen, die sich bei der Beschäftigung mit der Gewaltproblematik im künstlerischen Bereich ergeben. Dazu gehören Fragen der moralischen Position und Fragen der kommerziellen Verwertung.
Die Idee zur Ausstellung ist nicht zu trennen von den Ereignissen, die nicht nur die deutsche, sondern auch die Weltöffentlichkeit in den letzten Jahren erschüttert haben: Hoyerswerda, Mölln, Rostock, Solingen. Es ging uns darum, das sprachlose Entsetzen zu überwinden. Viel der damaligen Empörung ist längst wieder verschwunden. Schlimmer noch, der Eklat der gewalttätigen Ereignisse ist der „Normalität“ kleinerer, unspektakulärer Auswirkungen derselben Haltung gewichen. Der moralische Aufschrei ist verhallt. Die Mechanismen der Ausgrenzung bleiben erhalten oder werden sogar noch verstärkt. Werder die Verletzung der Opfer noch die andauernde Angst der Betroffenen finden Beachtung. War das vereinte Deutschland wieder einmal über sich selbst erschrocken? Es ist zum Schrecken für alle anderen außerhalb und innerhalb seiner Grenzen geworden – auch für jene Fremden, die doch nach so vielen Jahren des hier Lebens und Arbeitens so fremd nicht mehr sein sollten. Die Verbreitung des Schreckens bestätigte noch die Behauptung eines Zuwachses an Macht, an ökonomischer und politischer Bedeutung des geeinten Deutschlands; wurde aber vor allem als Gefährdung dieses Zuwachses mit ihm in Zusammenhang gebracht. Sooft die Frage nach dem Warum der Exzesse von Gewalt gestellt wurde, wurde die Antwort von jeweils anderen erwartet.