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Oscar und die Folgen – Hommage zu Oscar Wildes hundertsten Todestag

1. Dezember 2000 – 26. Februar 2001

„Leute, wie Oscar Wilde“ war lange Zeit die Umschreibung für Schwule. Kein Skandal hat sich so ins Unterbewusstsein ganzer Generationen von Verfehmten eingegraben wie Wildes Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis mit Zwangsarbeit. Sein Sturz vom Gipfel des literarischen und gesellschaftlichen Ruhms war für Magnus Hirschfeld einer der Auslöser, sein Leben der gerechten Sache im Kampf gegen den Paragrafen 175 zu widmen. Salome und Das Bildnis des Dorian Gray stehen im Mittelpunkt unserer Ausstellung. Gertrud Eysold war die erste Salome in Berlin und regte Richard Strauss zur Vertonung des Stoffes an. Ganze Heerscharen stimmgewaltiger Matronen zogen leichtgeschürzt und perlenverziert auf die Bühne. Tänzerinnen und Damendarsteller folgten. Selbst in Kriegsgefangenentheatern war Salome beliebt. Der Tanz der sieben Schleier, erotisch gewagt, war lange Zeit der Inbegriff der Travestie.

Unsere Ausstellung beleuchtet Wildes Nachruhm nicht nur im Spiegel nachfolgender Schriftsteller, sondern folgt auch den Höhen und Tiefen der Wilde-Rezeption – vor allem in Deutschland. Während der „Olympia-Saison“, zwischen 1934 und 1937, war Oscar Wilde der meistgespielte ausländische Autor auf den Bühnen des „Dritten Reiches“. Auch der deutsche Film hat sich an den eleganten Komödien Wildes versucht.

Die Liebesgeschichte und ihre fatalen Folgen bilden das Herzstück unserer Ausstellung. Wie schon so oft bei unserer Hommagen-Reihe hat uns Kurt Stark wieder einen wunderbar intimen Raum und weitere Installationen entworfen. Kleine Begebenheiten aus Wildes Exiljahren, wie sein verbürgter Besuch auf Taormina und sein Treffen mit Wilhelm von Gloeden, werden zu einem Exkurs über die Aktfotografie genutzt. Rinaldo Hopf ist gleich mit mehreren Arbeiten zu Oscar Wilde und Lord Alfred Douglas vertreten. Sein großformatiges Aquarell, auf Buchseiten des Romans Das Bildnis des Dorian Gray getuscht, begrüßt den Besucher der Ausstellung.

Gezeigt werden Erstausgaben des literarischen Schaffens. Seltene Ausgaben, von Künstlern illustriert, belegen die Beliebtheit Wildes in Deutschland.

Abgerundet wird die Ausstellung mit einem kleinen Kabinett, das wir dem Dandy, als dem eigentlichen Erben der Wilde’schen Ästhetik, gewidmet haben. Exemplarische Filmausschnitte, viele Filmstills und Plakate dokumentieren das anhaltende Interesse am Werk Oscar Wildes. Im Januar zeigte das Arsenal im Sony-Center eine kleine Retrospektive zur Ausstellung.

Kurator: Wolfgang Theis