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Visconti (2. November 1906 – 17. März 1976) – Hommage zum 100. Geburtstag

7. Dezember 2006 – 5. März 2007

Viscontis homosexuelle Neigungen waren für seine Zeitgenossen offensichtlich. Auch in seinem filmischen Werk konnte man die Vorliebe für das Männliche kaum übersehen. Privat war er eher zurückhaltend. Seine Liebhaber haben die gräfliche Arroganz nur schwer ertragen. Nach außen musste der Schein gewahrt werden. Immerhin stand Visconti ja auch der Kommunistischen Partei Italiens nahe und was die über Schwule dachten, weiß man ja seit Pasolinis Parteiausschluss. Luchino Visconti, Spross aus altem Adelsgeschlecht, ehemaliger Rennstallbesitzer, Film- und Theaterlegende, lebte in den wilden 60er Jahren seine Sexualität wie etwas Verbotenes, Schändliches. Angezogen hat ihn eher das Tragische eines Oscar Wilde.

Nicht nur seine Sexualität, auch seine Kunst sind befangen in der Tragik und Dekadenz des Fin de siècle. Er liebte Marcel Proust und Thomas Mann, Richard Wagner und Gustav Mahler. Seine erste Theaterinszenierung war, ganz zeitgenössisch, Die schrecklichen Eltern von Jean Cocteau, später folgten Die Glasmenagerie und Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams. Legendären Ruf erlangten seine fünf Opern-Inszenierungen mit Maria Callas, die den Weltruhm der Diva begründeten. Visconti war sowohl für den italienischen Film, als auch für das italienische Theater eine singuläre Größe. Beides hat er neu erfunden. 1943 begann mit Ossessione seine filmische Karriere: Gleich der erste Film entfesselte einen Skandal. Nach einem gesteuerten Boykott wurde der Film von der Zensur verboten.

Weitere Skandale folgten. Fast alle seine Filme hatten Schwierigkeiten mit der Staatsanwaltschaft oder erwiesen sich für das kommerzielle Kino als zu sperrig. Berüchtigt waren Viscontis Ausstattungsorgien für seine historischen Filme. Hier stimmte alles, jeder Faltenwurf, jedes noch so nebensächliche Detail war ebenso wichtig wie die richtige Besetzung. Nicht immer konnte er seine Besetzungswünsche verwirklichen. Eingriffe der Produzenten und Verleiher verstümmelten selbst noch die großen Meisterwerke der Deutschen Trilogie. Erst nach Viscontis Tod wurden Senso, Il Gattopardo und Ludwig von seinen Mitarbeitern rekonstruiert.

Heute sind seine Filme selten im Kino zu sehen, aber nur auf der großen Leinwand entfalten sie ihren ganzen Reichtum. Das Schwule Museum würdigt mit seiner Hommage die Bedeutung, die Visconti nicht zuletzt durch seine Verfilmung von Thomas Manns Tod in Venedig für das schwule Selbstverständnis hatte. Für Fassbinder war er einer der ganz Großen. Anhand von Plakaten, Fotos, Briefen und Zitaten wird Viscontis Leben und Werk illuminiert. Zu sehen sind über 250 Exponate, die die Deutsche Kinemathek zur Verfügung stellt.

Kurator: Wolfgang Theis