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Ehrenamtliche*r des Monats: Rainer Schmidt

1. Januar 2020

Interview mit Rainer Schmidt

SMU: Lieber Rainer, stell dich doch mal in drei kurzen Sätzen vor: Woher kommst du, was machst du hauptberuflich, was sind deine größten Hobbies und Leidenschaften?

Rainer: Ich lebe seit über 20 Jahren im wunderbaren Berlin und verdiene meinen Lebensunterhalt in der freien Wirtschaft. Mich findet man häufig in der Berliner Philharmonie, ich liebe das fulminante Hauptstadt-Angebot an zeitgenössischer Kunst und im Sommer bin ich Stammgast auf dem Badeschiff. Ansonsten treffe ich mich mit Freunden, versuche mich mit vielerlei Sport fit zu halten und gut zu essen.

Wie bist du mit dem Schwulen Museum in Berührung gekommen?

Leider kenne ich die vorherige Location am Mehringdamm nicht, war aber von Anfang am Standort in der Lützowstraße bei zahlreichen Ausstellungen als Gast dabei. Da gab es schnell den Tag, an dem ich fühlte, dass ich mich engagieren wollte. Einerseits, um all den Aktivist*innen vor mir zu danken, und andererseits um die LBGTIQ*-Community selbst zu unterstützen. Zwei Wochen, nachdem ich mich als Ehrenamtlicher im SMU beworben hatte, stand ich das erste Mal als Mitarbeiter im Museum und fand alles ziemlich aufregend.

Was genau sind deine Aufgaben?

Mich findet man samstags an der Kasse oder abends zu Veranstaltungen hinter der Bar. Ich komme immer gern mit unseren Gästen ins Gespräch, deswegen  macht es mich besonders glücklich,  dass weltweit so ein großes Interesse am SMU besteht und die Menschen mittlerweile von fast überall herkommen. Zudem haben mich meine wertgeschätzten Kolleg*Innen zum Ehrenamtssprecher gewählt – so  vertrete ich zusammen mit meiner Kollegin Maria die Interessen unserer Ehrenamtlichen zum Beispiel in Vorstandssitzungen.

 Warum ist das Museum für dich ein wichtiger und besonderer Ort?

Das SMU ist für mich eine einzigartige Institution, die sowohl geschichtlich orientiert ist aber auch viele aktuelle Themen rund um unsere queere Community repräsentiert. Unser Archiv ist gut gefüllt und wächst stetig, und die Verfügbarkeit der Bücher in der Bibliothek richtig und wichtig. Ich glaube, das gibt es anderswo so einfach nicht.

Gibt es eine Ausstellung, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da fällt mir als erstes die Hommage an den Klappensex ein, „Fenster zum Klo“ von Marc Martin. Nicht zuletzt, weil auch ich in meiner Jugend dort zahlreiche Begegnungen hatte (lacht)! Ansonsten liegen mir alle Ausstellungen und Veranstaltungen im Kontext von HIV&AIDS sehr am Herzen. Ich finde an dieses Thema muss immer wieder erinnert werden.

Gibt es etwas, das dir im Museum fehlt?

Ich denke, dass Museum wird nie vollständig sein, weil es ein lebender und sich stets inhaltlich bewegender Ort sein wird. Was ich mir wünsche: Mehr über die Geschichte der Homosexualität in der DDR zu erfahren. Ich wurde selbst dort geboren, und das ist für mich immer noch ein nicht ausreichend repräsentiertes Thema.

 Wie stellst du dir die Zukunft des Museums vor?

Ich lebe als Mensch immer im Hier und Jetzt, bin mir aber sicher, es werden weitere tolle Jahre folgen. Das Museum wird sich zwangsläufig weiterentwickeln, andere Themen und Blickrichtungen werden dazu kommen.  Ich hoffe und glaube, es kann Brücken bauen, unsere Geschichte bewahren und der Community helfen, weiter zusammenzuwachsen.