Queere Geschichte ist meist an ganz bestimmte Orte gekoppelt. Jede Community hatte und hat ihre Bars, Clubs, Gemeindezentren, Theater oder Parks, um zu feiern oder miteinander zu reden, um Aktionen zu planen oder Sex zu haben. Doch wie lässt sich Geschichte bewahren, wenn es die zugehörigen Räume nicht mehr gibt – gerade in einer Stadt wie London, wo die teuersten Mieten jedes Jahr noch ein bisschen teurer werden? Der A3-Faltplan „Black Sex in the Archive“ erzählt die Geschichten von 18 Londoner Orten, an denen sich in den 1980er und 1990er Jahren die queere Schwarze Community der Stadt getroffen hat, um sich zu organisieren und zu netzwerken – vor allem aber, um Lust, Sex, Leidenschaft und Verlangen gemeinsam zu verhandeln, auszuleben und zu feiern.
Zum Beispiel das 1985 gegründete Black Lesbian and Gay Centre Project (BLGCP) im nördlichen Stadtteil Tottenham, das später als Black Lesbian and Gay Centre (BLGC) in Peckham eine neue Heimat fand, im Süden der Stadt. Hier fand jeden ersten Samstag im Monat das ,,Lesbian Meet Up‘‘ für Schwarze Lesben statt; an anderen Tagen trafen sich hier schwule Schwarze Männer der Support Group ,,Let’s Rap‘‘, um über Sex zu sprechen.
Andere Einträge würdigen die „Audre Lorde Clinic“, ein Gesundheitszentrum für lesbische Frauen; oder auch die erste „Black Gay Mens Conference“, die 1985 im damaligen Hampden Community Centre in King’s Cross stattfand und Workshops zu Safer Sex, lesbisch-schwuler Geschichte, Bisexualität und Politik anbot. Eine besondere Rolle spielt die Clubkultur: Etwa die legendäre Schwarze Frauenparty „Shugs“, die jeden letzten Sonntag des Monats in Covent Garden gefeiert wurde; die gemischte lesbische „Systematic“-Club-Nacht in Brixton; oder die „Funky Feel“-Party in Kensington, auf der sich Schwarze Schwule trafen, um zu „garage and funky dance music“ die Nacht zum Tag zu machen. Über die an wechselnden Orten stattfindende Party „Black Perverts Network“ heißt es etwa: ,,Private Party 4 Black and Asian Men only. Dead strict dress code: Leather, Rubber, Underwear, or less. Strictly by invitation only. (…) The Black Perverts Network was an all-male sex party created by Amaju, a London-based fine-art photographer, archive curator and radical sex activist.’’
Wie die Karte ihren Weg ins Museum gefunden hat, ist leider nicht mehr nachvollziehbar. Herausgegeben wurde sie etwa 2017 von der mittlerweile offenbar nicht mehr aktiven Organisation ,,Pleasure Principles‘‘, laut Selbstbeschreibung auf der Karte ,,an independent multi-medium platform tracking formations of desire and connection through archives, activism, community and culture.‘‘ Wir stellen die Karte als unser Objekt des Monats den ganzen August über im Museumscafé aus.