Netflix zu Ende geschaut? Dann haben wir was für euch! „Queer Cinema Now“ ist eine Watchliste mit 211 queeren Filmen. Internationale Klassiker wie „Moonlight“, „Tomboy“ und „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ finden sich auf dieser Liste. Dazu kommen zahlreiche deutschsprachige Produktionen wie „Futur Drei“, „Freier Fall“ und „Kokon“ aus den letzten 13 Jahren. Die Liste ist versehen mit Filmkritiken, um die Entscheidung für den nächsten Filmabend zu erleichtern. Worum geht es in „Mommy“ von Xavier Dolan? Und zahlt es sich aus, „Tangerine L.A.“ von Sean Baker zu schauen?
Doch „Queer Cinema Now“ ist nicht nur eine Entscheidungshilfe für das nächste Date. Vielmehr versammelt es über 200 Kinokritiken aus dem Filmmagazin sissy, das zwischen März 2009 und September 2015 alle 3 Monate veröffentlicht wurde. Seit 2016 wird es digital auf www.sissymag.de weitergeführt. Vom Filmverleih Salzgeber herausgegeben war es nicht nur Werbemittel, sondern sorgte erstmals auch für eine intensive öffentliche Auseinandersetzung mit Regenbogenkino im deutschsprachigen Raum. Die Kinoliebhaber*innen diskutieren in ihren Texten Fragen nach Repräsentation der Communities, innovative Filmsprache und queere Ästhetik.
Anhand der Zusammenstellung lassen sich auch Entwicklungen in der queeren Kinolandschaft feststellen. In den letzten Jahren erweitern lesbischen und trans Filme die Perspektive des „Gay Cinema“ zu einem queeren Kino. Auch die filmische Annäherung an queeres Begehren verschiebt sich laut den Herausgeber*innen Jan Künemund und Christian Weber von einer großen Gefahr für Selbstbestimmung zu einem Geflecht aus staatlichen, religiösen und sozialen Diskriminierung. Eines haben die Filme jedoch gemeinsam: die Repräsentation ist für die queeren Communities empowernd.
In der schieren Menge und Vielfalt an Filmen ist für alle unterschiedlichen Geschmäcker etwas dabei. Während „Queer Cinema Now“ für Baby-Queers der ideale Einstieg ins Universum des queeren Kinos ist, ruft die Liste bei Expert*innen hoffentlich den einen oder anderen schon lange vergessenen Film wieder ins Gedächtnis. Und bei 211 Filme ist die Wahrscheinlichkeit nicht allzu gering, dass es doch noch etwas Neues zu entdecken oder den allerletzten Film von der Watchliste zu streichen gibt.
Im Museumscafé könnt ihr den gesamten Mai durch die Texte und die Filmstills aus dem Sammelband „Queer Cinema Now“ schmökern. Das Buch ist online erhältlich: https://salzgeber.shop/kultur-literatur/1686-queer-cinema-now-9783959856201.html.
Sammelband „Queer Cinema Now. Die wichtigsten nicht-heteronormativen Filme aus 12 Jahren sissy“, herausgegeben von Björn Koll, Jan Künemund & Christian Weber. Berlin: Salzgeber 2022
Foto: Ilaria de Rosa