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»Die fünf Weltalter« Performance by Benny Nemerofsky Ramsay

21. Juli 2017 19:00

Eine florale Archäologie, die die symbolische Beziehung zwischen menschlicher Historie und Pflanzenwelt, besonders im Kontext queerer Ästhetik, erforscht. Das Kunstwerk ist hauptsächlich von Postkartenbildern der „Weissbierstube“ im ehemaligen Berlin Museum beeinflusst – Örtlichkeit für die „Eldorado“-Ausstellung 1984. Die Weissbierstube war legendär für ihr sonntägliches Brunch-Buffet und Treffpunkt für Westberliner schwule und lesbische Aktivist_innen, Künstler_innen und Akademiker_innen. Die Postkarten zeigen ein Buffet mit üppigen Blumenbouquets zur Dekoration. Der Künstler hat aus diesen Bildern seine Inspiration gezogen.

Er wählt fünf Blumen aus, die fünf eigene Momente in der Geschichte von „El Dorado“ symbolisieren. Die Blumen weisen sowohl auf die Inkarnation von „El Dorado“ als Nachtlokal und Ausstellung, als auch auf die ursprüngliche Bedeutung hin: ein sagenhafter, ferner Ort voller utopischer Sehnsucht. Die Blumen stehen in einer Keramikvase, die vom Künstler speziell für diesen Zweck entworfen wurde. Die Vase hält für jede Blume eine eigene Öffnung bereit, arrangiert die Blumen so, dass sie kontrapunktisch interagieren und erschafft so ein Bouquet der kollidierenden und überlappenden Zeitlichkeit. Eine Führung begleitet die Kunstinstallation, in der der Künstler die Geschichte der fünf Zeitalter nacherzählt, während er die Blumen in der Vase anordnet.

Benny Nemerofsky Ramsay (*1973 in Montréal, Kanada) ist Künstler und Tagebuchschreiber. Seine künstlerischen Herangehensweisen sind Sound, Video und Text, die die Geschichte des Gesangs, die Übersetzung von Liebe und Emotion in Sprache und das Wiedererwachen und die Manipulation von Stimmen – gesungen, gesprochen oder geschrien – eingehend betrachten. In seiner Arbeit findet man Glocken, Blumensträuße, verwunschene Wälder, Raumteiler, schwule Leitfiguren, Glitter, Blattgold, Liebesbriefe, fingierte Gemälde, Madrigale, Megaphone, Spiegel, nackte Männer, Gebärdensprache, Untertitel und die Stimmen von Vögeln, Knabensopranisten, Altistinnen, Countertenöre und Sirenen. Nemerofskys Arbeiten wurden umfassend in Kanada, Europa und Ostasien gezeigt. Seine Arbeiten finden sich in der permanenten Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, im Polin Museum für die Geschichte der polnischen Juden in Warschau, in der Thielska Galleriet in Stockholm und in der National Gallery von Kanada. Nemerofsky ist aktuell Doktorand am Edinburgh College of Art.

Veranstaltung auf Deutsch und Englisch.

www.nemerofsky.ca

Diese Veranstaltung ist Teil des öffentlichen Begleitprogrammes des Ausstellungsprojektes »Odarodle- Sittengeschichte eines Naturmysteriums, 1535-2017«, welches vom 21. Juli zum 16. Oktober 2017 im Schwulen Museum* läuft. »Odarodle« wird gefördert im Programm Fellowship Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes. Präsentiert von SIEGESSÄULE – we are queer Berlin.

Photo Credits: Weissbierstube im Berlin Museum, Lindenstraße 14