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Digitale Eröffnung: We’re in this together + Screening „Stadt der verlorenen Seelen“

15. Juli 2021 19:00

Am 15. Juli launcht das SMU das Online-Projekt We’re in this together gemeinsam mit Joaquín La Habana, Markues und Magnus Elias Rosengarten. Der Abend, der wie das ganze Projekt um die Erinnerung an das legendäre Cabaret-Theater Chez Nous in Berlin-Charlottenburg kreist, gliedert sich in drei Abschnitte. Zunächst wird Markues im Gespräch mit Magnus Elias Rosengarten seine Vorgehensweise und kurze Einführungen in die historischen Zeitzeugen-Interviews geben. Im Anschluss daran zeigen wir Rosa von Praunheims Film Stadt der verlorenen Seelen aus dem Jahr 1983, in dem einige Performer*innen des Chez Nous zu sehen sind. Zugleich skizziert der Film Konflikte innerhalb der queeren Community, die sich bis heute fortschreiben und auch in den Zeitzeugen-Interviews zur Sprache kommen. In Anwesenheit von Joaquín La Habana diskutieren wir Möglichkeiten die Geschichte des Chez Nous zu erinnern und dabei die zumeist vergessenen Stimmen von nicht-weißen Performer*innen zu berücksichtigen.

Digitale Veranstaltung. Anmeldung unbedingt erforderlich: presse@schwulesmuseum.de
Den Link zum Stream gibt es nach der Anmeldung.

Programm
19 Uhr: Einführung „We’re in this together“ (Markues im Gespräch mit Magnus Elias Rosengarten)
ca 19.30 Uhr: Screening „Stadt der verlorenen Seelen“
ca 21.15 Uhr: Diskussion mit Joaquín La Habana

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

Über das Projekt:

Das von 1958 bis 2008 geöffnete Cabaret Chez Nous zählt zu den wichtigsten Orten der Travestiegeschichte in Berlin-Charlottenburg und durch die umfangreichen Touren auch weit darüber hinaus. Wie lässt sich dieser Ort erinnern, der mit Illusion und Parodie der harschen gesellschaftlichen Gegenwart trotzt, in der sich Schwule und Transpersonen wiederfinden? Welche Form kann ein Erinnern nehmen, das nicht versucht mit akribischen Blick das Echte ins Licht zu zerren und stattdessen das glamouröse ‘als-ob’ der Travestie bestehen lässt? Wie lässt sich aus heutiger Sicht zurückschauen, wenn die Vergangenheit weniger großzügig ist als die Gegenwart?

We’re in this together setzt dabei auf zwei Strategien. Der visuellen Opulenz der Fotografien wird mit einer Überarbeitung aus Zuckerperlen, Honig, Fruchtsaucen, Champagner und Schokolade die Nostalgie abgegriffener, verblasster und schlecht gescannter Fotografien genommen. Es sind Materialien der Zierde, des zärtlichen Hinzufügens, aber auch eine Haptik der Illusion: denn Archivmaterialien und Fotoalben würden verkleben, ließen sich nicht mehr retten. Sprühschokolade wird zu Nebel, Flüssigkeiten brechen die Pixel. Der Bildebene gegenüber stehen ausführliche Audiointerviews, die das Chez Nous und die Lebenswelten der Künstler*innen beschreiben. Statteinen Abend im Chez Nous zu rekonstruieren, versuchen die Interviews mit Zeitzeug*innen als auch mit einer jüngeren Generation von Aktivist*innen zugewandt zurückzuschauen. Dabei wird die Travestie weniger als eine eigene Identität als ein Arbeitsverhältnis und ein Möglichkeitsraum verstanden.

Titelfoto: Mylena, Suleika, Hildegard Knef, Evererst und Gloria Fox im Chez Nous. (SMU)