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Mittenmang: Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1945 – 1969

3. Oktober 2003 – 15. Februar 2004

Mittenmang und doch verborgen lebten die Frauen und Männer, deren Lebensgeschichten wir in der Ausstellung präsentieren.

Schaut auf diese Stadt – hieß es früher. Wir laden zu einem neuen Blick auf die Nachkriegsjahre ein. Die Ausstellung erzählt von der Wechselwirkung zwischen großer Politik und individueller Lebensgestaltung. Bereits drei Jahre nach Kriegsende begann mit der Blockade der Westsektoren der Kalte Krieg. Die Gründung beider deutscher Staaten besiegelte die Teilung der Stadt. Besuche und Arbeitsstellen in der jeweils anderen Stadthälfte gehörten noch zur typischen Realität Berlins. Erst der Mauerbau im August 1961 brachte die endgültige Teilung.

Die politische Entwicklung brachte für homosexuelle Frauen und Männer tiefe Einschnitte. Die ersten Jahre nach der Befreiung im Mai 1945 waren von der Hoffnung auf neue Akzeptanz geprägt, die 1949 enttäuscht wurde. Die BRD übernahm die nationalsozialistische Fassung des § 175, die DDR die liberalere der Weimarer Republik. Homosexuelle Männer in West- und Ost-Berlin blieben kriminalisiert. Die Ächtung der Gesellschaft aber traf auch homosexuelle Frauen. Die Sexualität stand für die vorgestellten Personen nie im Vordergrund.

Die ältere Generation knüpfte an bewährte Traditionen und Netzwerke an. Die Jüngeren entdeckten wie zu jeder Zeit ungeahnte Freiheiten. In West-Berlin entwickelte sich eine neue Lokal- und Barkultur. Bis weit in die 60er Jahre hinein kam es zu Razzien, Verhaftungen und Verurteilungen nach § 175. In Ost-Berlin schritt die Justiz weniger häufig ein, doch blieb die gesellschaftliche Unterdrückung auch hier bestehen. Eigene Zeitschriften, Treffpunkte und Vereine waren noch lange verboten. Diskretion und die Schaffung von Freiräumen waren in beiden Stadthälften Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Erst die Liberalisierung des Paragrafen 1968 im Osten und 1969 im Westen brachte ein neues Gefühl der Befreiung.

Die Ausstellung zeigt die Beteiligung homosexueller Frauen und Männer an der gesellschaftlichen Entwicklung Berlins. Über 400 Exponate, sehr viele noch nie gezeigt, machen ihr Engagement am Wiederaufbau auf allen Ebenen deutlich. Fotografien und Briefe, Dokumente und Kunstwerke erlauben einen ungewöhnlichen Einblick in Berufs- und Privatleben.

Kuratiert von Karl-Heinz Steinle und Maika Leffers