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Perlenkette – Überblick mit Exponaten aus den Sammlungen

8. Dezember 2002 – 31. August 2003

Das Schwule Museum hat zur Feier seines 17. Geburtstages und zur Einweihung seiner zusätzlichen Räume im ersten Stock eines seiner schönsten Colliers angelegt. Es besitzt verschiedene, aber dieses wird als erstes präsentiert. Fabriziert wurde es nicht in den Traumfabriken von Cartier oder Gucci, sondern von den Perlenfischern des Schwulen Museums mit Unterstützung und Hilfe zahlreicher Spender, Freunde. Aufgereiht an einer fortlaufenden Linie hängen Objekte, die immer wieder das Thema Liebe und Zärtlichkeit zwischen Männern, Freundschaft und Sexualität aufnehmen.

Die Sehnsucht nach dem Mann oder Jüngling ist über Jahrhunderte gleich geblieben, hat jedoch im Wandel der gesellschaftlichen Gegebenheiten zu immer neuen Bildfindungen und Auseinandersetzungen Anlass gegeben. Veränderungen und Kontinuitäten lassen sich im Verlauf der letzten 400 Jahre feststellen. Sowohl der Umgang des Einzelnen mit seinem Begehren, seine Lebensmodelle und Beziehungsstrukturen, als auch die Sicht der Gesellschaft darauf sind enormen Wandlungen unterworfen gewesen. Aber auch die Positionierung in der Gesellschaft, sich in dieser als homosexuell Liebende zu bewegen, das Einrichten in der Unterdrückung, der Kampf gegen Vorurteile und Diskriminierungen, oder die Suche nach Paradiesen und künstlerischen Utopien sind den ausgewählten Relikten zu entnehmen. Zum Teil beteiligten sich die Homosexuellen aktiv an den gesellschaftlichen Diskursen und ihren realen Auswirkungen, zum Teil wurden sie jedoch nur zum Spielball der heterosexuellen Übermacht.

Jedes ausgestellte Objekt besitzt eine vielschichtige Bedeutung innerhalb der schwulen Geschichte und einzelner Themenbereiche. Es gibt eine Fülle von Bezugspunkten zu anderen Objekten, seien es chronologische, thematische, persönliche, gattungsmäßige oder künstlerische. Die Objekte wurden nicht nach einer chronologischen oder thematischen Überordnung gehängt. Vielmehr steht jedes Glied der Kette in einem besonderen und immer wieder anders gearteten Zusammenhang zu dem neben ihm hängenden. So ergibt sich ein freies System von Bezügen, eine Vielfalt und Offenheit in der Erzählweise schwuler Geschichte wie sie dieser immanent ist. Die subjektive Auswahl des langjährigen Kurators und Mitbegründers des Schwulen Museums, Dr. Andreas Sternweiler, konfrontiert bekanntes und unbekanntes Material in einem anderen Kontext als gewohnt. Es ergibt sich so die Chance, einzelne Objekte neu zu sehen. Die Besucher können sich an der vorgegebenen Kette orientieren, aber genauso gut auch ihren eigenen spontanen Vorlieben folgen.

Ziel der Ausstellung ist es zugleich, die neuen Räumlichkeiten erstmals einem Publikum vorzustellen und in einer relativ sparsamen Bestückung durch Perlen aus der Sammlung des Schwulen Museums und Privatsammlungen zum Leuchten zu bringen. Parallel zum Aufbau des Schwulen Museums wurden von mehreren Freunden des Hauses private Sammlungen aufgebaut, um wichtige Stücke aus dem Kunst-, Antiquariats- und Auktionshandel zu sichern, da hierfür immer noch kein Ankaufsetat vorhanden ist. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten diese Sammlungen auch in den Besitz des Museums übergehen. Bis dahin stehen sie für Ausstellungen zur Verfügung. Die Erwerbungen des Museums erfolgten zum größten Teil als Geschenke von Künstlern, Sponsoren und Freunden des Hauses. Die Ausstellung ist ein Dank an unsere Stifter, wobei leider schon wegen des beschränkten Platzes nicht alle Stiftungen gezeigt werden konnten. In weiteren Präsentationen soll dies weitergeführt werden.

Kurator: Andreas Sternweiler