1990 wird als merkwürdiges Jahr in das große ‚Berliner Geschichtsbuch‘ eingehen: Die formal noch geteilte Stadt erkundete sich selbst. Bis zum 3 Oktober 1990 ist Westberlin Teil der BRD mit alliiertem Sonderstatus und Ostberlin immer noch die Hauptstadt der DDR. Berlin hängt irgendwo zwischen den Systemen – ein Jahr der Selbstermächtigung, des Zusammenbruchs von Gewissheiten und staatlicher Strukturen im Ostteil, der Umwälzung materieller Lebensgrundlagen.
Ein Gesundheitswesen kollabiert und ein Neues ist noch nicht in Sicht. Mittendrin eine HIV-Epidemie, die 1990 für die Betroffenen unausweichlich tödlich endet. Das Medikamentencocktail zum Überleben kommt sechs Jahre später auf den Markt. Welche Bilder von HIV/Aids beherrschten in der Wendezeit die politischen Systeme BRD/DDR? Welche Communities und welche Medizin wurden miteinander konfrontiert? Wer schlägt den Takt und wer tanzt?
Im Rahmen der Ausstellung Tuntenhaus Forellenhof 1990, der kurze Sommer des schwulen Kommunismus und der Fast Track City Berlin Week 2022 werden wir in dieser Veranstaltung versuchen, uns an das Jahr 1990 heranzutasten. Dazu haben wir uns Gäste in den Checkpoint BLN (Hermannstr. 256, 12049 Berlin) geladen:
Moderation: Christoph Weber (Med. Leitung Checkpoint BLN)
Gäste: Dirk Ludigs (Journalist), Priv.-Doz. Keikawus Arasteh (ehem. Chefarzt des AVK), Rainer Herrn (Soziologe, Medizinhistoriker) – angefragt -, Carsten Schatz (MDA, Fraktionsvorsitzender LINKE), Jochen Hick (Regisseur, Filmemacher), Bastian Krondorfer (Kurator der Ausstellung und Ex-Tuntenhaustunte),
Bar: Miss Pünktchen (Ex-Tuntenhaustunte)
Die Veranstaltung ist kostenlos.